Presseberichte

Weinreben trotzen der Kälte: «Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen»

az Limmattaler Zeitung, 7. Mai 2019 - von Sven Hoti

Die gestrige Nacht brachte wieder vereinzelt Bodenfrost mit sich. Die hiesigen Weinreben wurden grösstenteils verschont. Die Kälteperioden zeigen jedoch auf, dass trotz Klimaerwärmung auch Frostnächte nicht seltener werden.

Der Frost hat die Reben in Weiningen grösstenteils verschont. (Themenbild) © Ly Vuong
Der Frost hat die Reben in Weiningen grösstenteils verschont. (Themenbild) © Ly Vuong

Frostiges Erwachen: Am Dienstagmorgen sank das Quecksilber vielerorts wieder unter Null. In Zürich etwa wurden um 5 Uhr minus 1,4 Grad gemessen, wie «SRF Meteo» twitterte. Der schwache Wind und die klare Nacht begünstigten die Entstehung von Bodenfrost. Obstbauern beobachten die kalten Nächte mit Sorgenfalten. Die Situation erinnert an diejenige von 2017, als Obstbauern grosse Ertragsausfällen erlitten. Auch die Weinbauern in Weiningen mussten dazumal grosse Verluste einstecken.

Dieses Jahr halten sich die Schäden – zumindest was den Rebbau angeht – noch im Minimalbereich. «Vereinzelte Triebe von bodennahen Jungreben haben Schaden genommen. Insgesamt sind wir jedoch mit einem blauen Auge davongekommen», sagt der Weininger Winzer Hans Heinrich-Haug. Sein Sohn Robin Haug bestätigt: «Triebe von mehrjährigen Reben zeigen in Weiningen keine Schäden. In Schaffhausen gab es parzellenweise durch den Bodenfrost bedingte Schäden, aber von einem strukturellen Problem kann man nicht sprechen.» Zu verdanken sei dies auch dem leicht bewölkten Himmel. «Mit freiem Himmel wäre der Schaden grösser gewesen.»

 

Frostgefahr trotz Klimaerwärmung

Auch wenn das letzte Jahr ohne Ernteeinbussen auskam, die diesjährigen Wetterbedingungen führten einem erneut die Frostgefahr, die trotz der Klimaerwärmung bestehen bleibt, vor Augen, erklärt Robin Haug. «Nebst Dürren und Trockenheit erleben wir immer noch sehr tiefe Temperaturen. Frühjahrsfrost bleibt eine grosse Gefahr für die Reben.»

 


der klimawandel verändert den wein

az Limmattaler Zeitung, 30. April 2019 - von Deborah Gonzalez

Das Weingut Haug aus Weiningen öffnet an den «Offenen Weinkeller»-Tagen seine Türen und lässt die Besucher verschiedene Sorten degustieren.

Robin Haug (links) und Hans-Heinrich Haug zeigen ihren Weinkeller und ihre Weine am 1. wie auch am 5. Mai im Weingut Haug in Weiningen. © Chris Iseli
Robin Haug (links) und Hans-Heinrich Haug zeigen ihren Weinkeller und ihre Weine am 1. wie auch am 5. Mai im Weingut Haug in Weiningen. © Chris Iseli

Von links huscht eine kleine graue Katze am Laden der Haugs vorbei. Zur Mittagszeit ist das Weingut geschlossen. Die Winzer sind im Weinkeller anzufinden. Sie treffen Vorbereitungen für die «Offenen Weinkeller»-Tage, die bevorstehen. Morgen öffnen die Weinbauer ihre Türen und Weinflaschen. Egal ob rot, weiss oder rosé – alles darf degustiert werden. Was die Kunden morgen und am Sonntag erwartet und was für Weine er selbst am liebsten trinkt, erzählt der Geschäftsführer des Branchenverbandes Deutschschweizer Wein, Robin Haug.

 

WIESO MACHEN SIE BEI DEN «OFFENEN WEINKELLERN» MIT?

Robin Haug: Es ist eine gute Plattform um unseren Wein zu präsentieren und neue Kunden zu empfangen. Wir können unserer Kundschaft zeigen, wie wir Wein produzieren und uns direkt austauschen.

 

WAS BEDEUTET DER TAG FÜR DAS WEINGUT?

Der Wein steht im Zentrum. Es kommen Weinkenner und Neulinge, das ist ein sehr interessanter Kontrast.

 

KOMMEN VIELE BESUCHER?

Ja, es kommen zwischen 500 und 700 Besucher – es ist sehr wetterabhängig.

 

WIE GESTALTET SICH DER TAG?

Alle Weine können frei degustiert werden, wir schauen den Besuchern dabei nicht ständig über die Schulter. Die Kunden sind also ziemlich frei – das ist wichtig. Dann bieten wir erstmals kostenfreie geführte Degustationen.

 

WAR ES EIN GUTES JAHR FÜR DIE WEINBRANCHE?

Ja, es war sehr heiss und trocken. Kurz vor der Ernte hat es dann noch geregnet. Das hat gereicht, damit die Trauben reifen konnten. Dieses Mal haben wir so früh geerntet wie noch nie.

 

LIEGT DAS AM KLIMAWANDEL?

Ja, der Klimawandel verändert den Wein. Die paar Grade mehr merkt man. Der Erntezeitpunkt ist immer früher und die Weine werden immer gehaltvoller.

 

INWIEFERN?

Gerade beim Rotwein hat es eine echte Evolution gegeben. Vor allem sortentechnisch: Merlot wird nun in der Deutschschweiz vermehrt angepflanzt. Die Hauptsorte Pinot noir hat mehr Tiefgang und ist oftmals würziger. Der leichte rote Landwein-Typ ist seltener geworden.

 

WIE ALLES BEGANN

Die Tage der offenen Weinkeller fanden 2018 zum 20. Mal statt. Hier erfahren Sie mehr zur Geschichte.

 

HABEN SIE EINEN LIEBLINGSWEIN?

Es kommt darauf an. Jeder Wein ist für eine andere Situation. Einer passt zu

Käse, der andere zu Fisch. Ich mag klassische Sorten wie Riesling-Sylvaner und

Pinot noir.

 

WIE SIEHT ES BEI DEN SCHWEIZERN AUS? EHER ROT ODER WEISS?

Ein bisschen mehr rot. Aber die Trends wechseln heutzutage schnell – gerade wegen der neuen Medien.

 

IN DEN SOZIALEN NETZWERKEN SPRICHT MAN VON «WINE GOALS» – IST WEIN POPULÄRER ALS ZUVOR?

Die Anzahl Konsumenten hat nicht abgenommen. Der Pro-Kopf-Konsum geht aber stetig zurück. Ein Grund dafür ist der gesundheitliche Aspekt. Vieltrinker gibt es immer weniger – generell wird weniger Alkohol getrunken.

 

MAN SAGT, DASS WEIN GUT FÜR DEN BLUTDRUCK IST.

Ja, da streiten sich die Geister. Die Inhaltsstoffe im Rotwein haben nachweislich einen positiven Effekt. Wie viel es davon braucht, und ab wann der negative Effekt von Alkohol überwiegt, ist schwierig zu beurteilen und variiert von Person zu Person. Der positive Effekt auf das Gemüt und der Genuss sind wichtiger.

 

Download
Pressebericht als PDF
20190430_Limmattaler Zeitung.pdf
Adobe Acrobat Dokument 512.9 KB

Das Weingut Haug ist für seinen Sauser bekannt – doch dieses Jahr ist er Mangelware

az Limmattaler Zeitung, 23. September 2017 - von Kevin Capellini

Dieses Jahr machte dem Weininger Familienbetrieb der Frost zu schaffen. Die Folge: Weisser Sauser ist Mangelware.

 

Wenn die Tage wieder kürzer werden, werden sie für die Weinbauern länger: Die Weinernte beginnt. Seit Ende August sind sie in den Rebbergen unterwegs und bringen die Ernte ein. Aus den Trauben stellen sie aber nicht nur Wein, sondern auch Sauser her. So etwa der Familienbetrieb «Weingut Haug» in Weiningen.

 

Hans-Heinrich Haug geht mit Sohn Robin durch die Rebberge. Sie testen immer wieder Trauben, probieren, messen den Zuckergehalt. «Diese müssen morgen rein», sagt der eine. «Aber erst am Nachmittag. Dann sind sie trocken», ergänzt der andere. Sie schreiten mit prüfenden Blicken die Reben ab, viele sind aufgrund des Frosts im April leer. «Seit Ende August ernten wir die Trauben», sagt Hans-Heinrich Haug, «zuerst jene für den Weisswein, seit Mitte September jene für den Rotwein.»

 

Auf dem Hof werden die Trauben in einem ersten Schritt vom Stielgerüst getrennt und gequetscht. Für den Weisswein werden die Trauben direkt abgepresst. Dann wird beim Saft in grossen Behältern bei 15 bis 20 Grad direkt der Gärprozess eingeleitet. Beim Rotwein hingegen wird der Saft zuerst zusammen mit Fruchtfleisch, Häuten und Kernen während 7 bis 10 Tagen bei Temperaturen von bis zu 30 Grad vergoren, bevor dieser dann ebenfalls abgepresst und in Tanks gepumpt wird, wie Vater Haug erklärt.

 

Erst dadurch werde der Wein rot, erklärt Haug. «Zuerst ist der Saft der Trauben immer weiss. Dies ändert sich erst durch diesen Schritt der Vergärung mit den Häuten der Trauben.» Einmal in den grossen Tanks, setze dann durch die Zugabe von Hefen die Gärung und die Bildung von Kohlensäure ein, sagt Robin Haug. «Pro 100 Liter Wein entstehen ungefähr 4000 Liter Kohlensäure.» Ein Grossteil davon werde automatisch abgelassen, ein kleiner bleibe im Wein und Sauser, wobei für Letzteren nicht viel Zeit bleibe.

 

Jeder Wein ist zuerst ein Sauser Sobald der Gärprozess eingeleitet ist, sich im Traubensaft also Alkohol bildet, dauert es gut zehn Tage, bis man einen Jungwein hat. «In der Zeit dazwischen spricht man dann vom Sauser», sagt Hans-Heinrich Haug. «Jeder Wein war in seinem Leben also zuerst mal ein Sauser.»

 

Robin Haug füllt ein Glas weissen Sauser ab und misst mit einer Waage nochmals den Zuckergehalt. Im Schein des Lichts prüfen die beiden, wie trüb der Sauser ist. «Diesen könnten wir jetzt direkt abfüllen», sagt Vater Haug. Allerdings haben sie aufgrund des schlechten Wetters nur sehr wenig weissen Sauser. «Wir brauchen die wenigen Weissweintrauben, die wir ernten konnten, für den Wein.» Leider gebe es dieses Jahr – entgegen der eigentlichen Tradition im Hause Haug – hauptsächlich roten Sauser. «In einem guten Jahr füllen wir rund 3000 Liter Sauser ab. Dieses Jahr dürfte es aber einiges weniger sein.» Wie Haug sagt, entspreche die Menge Sauser immer ungefähr 10 Prozent der jährlichen Weinproduktion.

 

«Goofe», «Wiiber» und «Manne»

Doch Sauser ist nicht einfach nur Sauser, erklärt Robin Haug. «Wir unterscheiden beim abgefüllten Getränk drei Kategorien, da er, sobald er in der Flasche ist, weiterhin gärt.» So gibt es vom eigentlich alkoholfreien «Goofe» – der je nach Gärung aber trotzdem maximal 1 Volumenprozent Alkohol enthalten kann – über den lieblich-süssen «Wiiber» mit etwa 4 Volumenprozent bis hin zum stärkeren «Manne» mit ungefähr 8 Volumenprozent für jeden den passenden Sauser.

 

Und das Getränk ist beliebt. «Innert drei bis vier Wochen ist die ganze Menge verkauft», so Hans-Heinrich Haug. «Wir haben Kunden, die kommen nur wegen des Sausers zu uns.» Und auch das jährlich stattfindende Sauserfest, an dem der Sauser seine Huldigung erfährt, erfreue sich gemäss Haug immer grösserer Beliebtheit. Hatten die Gäste im Jahr 1995 noch an einer einzigen Festbank Platz, waren es letztes Jahr bereits 1000 Gäste, die auf das Getränk, das weder Traubensaft noch Wein ist, anstiessen.